Urge- oder Dranginkontinenz
Bei dieser Form der Inkontinenz kommt es zu einem nicht mehr zu unterdrückenden Harndrang. Die Patientinnen müssen bei auftretendem Harndrang sofort eine Toilette aufsuchen. In vielen Fällen verlieren die Patientinnen bereits Urin, bevor sie die Toilette erreichen. Es kommt zu einem unwillkürlichen Harnabgang. Man unterscheidet eine motorische und sensorische Form.
Bei der motorischen Form wird der Blasenmuskel (Detrusor) unwillkürlich angespannt, obwohl die Blase noch nicht voll ist, dieser Muskel ist überaktiv. Hierbei kommt es zu falschen Gehirnimpulsen an die Blasenmuskulatur. Auch psychomotorische Ursachen sind bekannt.
Bei der sensorischen Form kommt es zu einem nicht mehr unterdrückbaren Harndrang ohne Anspannung der Blasenmuskulatur. Ursachen können chronische Blasenentzündungen, Tumore oder Fremdkörper sein. Auch ein Östrogenmangel, wie er in den Wechseljahren auftritt, kann zu diesem Problem führen.
Zur Behandlung stehen so genannte Anticholinergika zur Verfügung, die die überaktive Blasenmuskulatur hemmen. Eine lokale Östrogentherapie (über die Scheide) wirkt zusätzlich in den Wechseljahren, die Symptome zu lindern.
In der Regel bittet man die Patientin ein Miktionsprotokoll zu führen, anhand dessen erfasst wird, wie häufig sie zur Toilette muss und welche Urinmengen sie beim Toilettengang ausscheidet. Neben der medikamentösen Therapie ist die Durchführung eines Blasentrainings sehr wichtig, um die Blase wieder an größere Füllmengen zu gewöhnen und den Drang herabzusetzen.
Auch eine lokale Beeinflussung des Blasenmuskels ist durch Elektrostimulation möglich, so genanntes Biofeedback. Dabei wird durch sehr schwache Impulse die Blasenmuskulatur in ihrer Überaktivität gehemmt.
Eine operative Versorgung ist nur bedingt möglich.