„Ein gut gemeinter Ansatz mit leider veralteten, intransparenten und fehlerhaften – wenn nicht sogar gefährlichen – Ergebnissen“
Nordhorn. Im Rahmen des neuen Krankenhaustransparenz-Gesetzes müssen Krankenhäuser in Deutschland ihre Patienten über Leistungen und Behandlungsqualität informieren. Dafür wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit ein neues Transparenzverzeichnis geschaffen, der sogenannte Krankenhaus-Atlas bzw. offiziell Bundes-Klinik-Atlas. Dieser ist seit dem 17. Mai 2024 online geschaltet.
„Der Atlas soll laut Bundesgesundheitsminister Prof. Lauterbach den Patienten in Deutschland einen übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel bieten. Jedoch hat sich jetzt schon an vielen Kliniken bundesweit gezeigt und ebenso für die Euregio-Klinik, dass die Informationen teils veraltet und intransparent sind oder auch schlichtweg fehlen“, so Klinikgeschäftsführer Michael Kamp.
Die zugrunde liegenden Daten, auf die der Bundes-Klinik-Atlas zurückgreift, stammen aus dem Jahr 2022 und sind somit veraltet. Das ist in mehrfacher Hinsicht problematisch, wie einige ausgewählte Beispiele aus der Euregio-Klinik zeigen:
Darüber hinaus ist ebenfalls die Nutzung der Suchfunktionen intransparent und unverständlich:
Auch die Darstellung des Pflegepersonalquotient stellt sich als äußerst kritisch dar und wird von vielen Krankenhäusern zu Recht kritisiert. Die Euregio-Klinik zählt zu den Häusern, die sich auch gegen diese Bewertungsform stellt. Die Darstellung ist zu grob und lässt kaum Rückschlüsse auf die tatsächliche Qualität zu. So hat die Euregio-Klinik tatsächlich im Vergleich eine hohe Quote an Gesundheits- und Krankenpflegekräften, an Gesundheits- und Kinderkrankenpflegekräften, an Pflegefachkräften und ebenso an Pflegekräften mit einem entsprechenden Akademischen Abschluss. Solche klaren, positiven Attribute werden durch eine künstliche, hausübergreifende, verallgemeinernde, rechenspezifische Quotierung völlig verwischt. Durch den Bundes-Klink-Atlas werden ehrliche und gute Umsetzungen im Pflegemanagement verdeckt und in ein negatives Licht gerückt. Dies verunsichert nicht nur die Patienten sondern auch die eigene Belegschaft.
Ebenso ein weiterer sehr sensibler Bereich der Psychiatrie ist völlig fehlerhaft dargestellt. Wer sich z.B. als depressiv Erkrankter diesem Atlas zuwendet und als Stichwort „Depression“ eingibt, erhält als ersten Vorschlag „Depressive Demenz onA“. Wenn der depressiv Erkrankte dann auch noch bei den ersten acht Vorschlägen gleich sieben Mal die Verknüpfung von Depression mit Demenz lesen muss, wird dieser nicht nur erschrecken, sondern diese Verknüpfung schlimmstenfalls verinnerlichen. „Das ist nicht hinzunehmen und eine ganz reale und schwerwiegende Gefährdung für unsere Patienten. Depressiv Erkrankte sollten einer solchen Verknüpfung keinesfalls Glauben schenken und bei Sorge vor einer Demenz unbedingt ärztlichen Rat suchen“, so der Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Ansgar Siegmund.
Grundlegende Informationen fehlen
Die Darstellung der psychischen Erkrankungen fehlen aktuell in der Form, dass Kliniken, die eine psychische Versorgung regelhaft anbieten, nicht angezeigt werden. So wird es aktuell auch auf der Seite des Bundes-Klinik-Atlas angezeigt. Trotzdem kann nach psychischen Erkrankungen gesucht werden und entsprechende Ergebnisse werden geliefert. Das ist grob irreführend und kann sogar gefährdend sein, wenn psychisch Erkrankte Menschen nicht etwa in einer Fachklinik Hilfe suchen – da diese ja in den Suchfunktionen fehlen – sondern einer Einrichtung, die hierfür gar nicht ausgelegt ist.
Zum anderen wird auch den weiteren, aktuellen qualitativen Entwicklungen an der Euregio-Klinik in keinster Weise Rechnung getragen. So hat es in der Euregio-Klinik in 2023 und ebenso in 2024 verschiedene Zertifizierungen gegeben, die systematisch im Verzeichnis des Bundesministeriums keine Erwähnung finden. Weder das Endoprothetikzentrum noch die Ausweisung als Regionales Traumazentrum sind zu finden.
„Die Liste der fehlerhaften Informationen ließe sich noch beliebig fortführen. Dennoch möchte ich für die Euregio-Klinik betonen, dass wir uns vor keinem Vergleich scheuen müssen und ausdrücklich den Ansatz der höheren Transparenz für Behandlungen und Strukturen in den deutschen Krankenhäusern begrüßen. Jedoch stellt der Klinik-Atlas in seiner jetzigen Form keine Lösung dar, sondern ist in seinen Daten veraltet, intransparent und in seinen Aussagen fehlerhaft, wenn nicht sogar gefährlich. Deshalb wird sich die Euregio-Klinik kooperativ und im Sinne der Patienten in die Korrekturarbeiten – die nun für die Verantwortlichen des Bundes-Klinik-Atlas anstehen – einbringen“, so Kamp abschließend.