Bei sehr sportlichen Patienten, bei ungeeignetem Kreuzbandrest (im MRT) oder bei älteren Verletzungen mit anhaltender Instabilität, empfehlen wir eher eine Ersatzrekonstruktion des vorderen Kreuzbandes. Hierfür wird aus dem Oberschenkel eine Sehne entnommen und nach entsprechender Bearbeitung unter arthroskopischer Kontrolle an Stelle des verletzten Kreuzbandes ins Kniegelenk eingezogen. Um eine optimale Stabilität zu erreichen, sollte auf eine unabhängige und nach der Anatomie orientierte Platzierung der Bohrkanäle geachtet werden.
Meniskusverletzungen werden immer mitversorgt und minimalinvasiv genäht, wenn es möglich und sinnvoll ist. Save-the-Meniscus!! Bei manchen verschleißbedingten Meniskusverletzungen macht eine Naht keinen Sinn, sodass es nötig sein kann, den erkrankten Meniskusanteil zu entfernen, um anschließende Knorpelschäden durch einklemmende Meniskusteile zu vermeiden.
Leichte bis mittelschwere Innen-Seitenbandverletzungen können meistens konservativ in der beweglichen Orthese mitbehandelt werden. Bei komplexen Band-Instabilitäten der Innenseite oder der Außenseite muss die bestehende Instabilität sehr differenziert untersucht werden, um mögliche spezielle Rekonstruktionsverfahren dieser Strukturen zu erörtern. Außen-Seitenbandverletzungen sind zwar seltener als Innenbandverletzungen, haben aber auch ein schlechteres Heilungspotential und müssen daher häufiger operativ versorgt werden.
Noch wichtiger sind diese speziellen Übungen nach stattgehabter Kreuzbandverletzung, um eine erneute Verletzung zu vermeiden – denn das Risiko ist hoch. Nach aktuellen Erkenntnissen sollte das verletzte Bein vor einer Kontaktsport-Freigabe mindestens 85 % der Kraft und der koordinativen Geschicklichkeit der gesunden Gegenseite aufweisen. Mithilfe aktueller Testbatterien (z. B. „Back-in-Action“®) und digitaler Unterstützung mittels gyroskopischer bluetoothfähiger Sensoren (z. B. „Orthelligent“®) lassen sich noch bestehende Defizite gezielt finden und mit physiotherapeutischer Unterstützung optimieren.