Typischer Verletzungsmechanismus bei Ball- und Kontaktsportarten: Innenverdrehtrauma des Kniegelenkes bei am Boden fixiertem Fuß. Bildquelle: www.stop-x.de
Typischer Verletzungsmechanismus bei Ball- und Kontaktsportarten: Innenverdrehtrauma des Kniegelenkes bei am Boden fixiertem Fuß. Bildquelle: www.stop-x.de

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Verletzungen des vorderen Kreuzbandes (VKB) treten meist als Folge eines Innenverdrehtraumas (X-Bein-Verdrehung) des Kniegelenkes auf. Mitverletzt sind nicht selten das Innen-Seitenband oder die Menisken. Das vordere Kreuzband ist ein wichtiger Stabilisator im Kniegelenk. Für Sportarten mit plötzlichen Richtungswechseln, insbesondere Handball, ist das VKB zur stabilen Kontrolle des Beines meist unabdingbar. Aber auch weniger sportliche Patienten, die nach Kreuzbandriss eine Kniegelenksinstabilität oder andauernde Schmerzen verspüren, können von einer Kreuzbandrekonstruktion profitieren. Bei Kindern und bei Patienten mit begleitenden Meniskusverletzungen sollte sogar in jedem Fall die Kreuzbandfunktion operativ wiederhergestellt werden, um schwerwiegende Anschlusserkrankungen der Menisken vorzubeugen.

Kreuzbänder, Außenbänder und die Menisken spielen eine wichtige Rolle für eine stabile Gelenkfunktion.
Kreuzbänder, Außenbänder und die Menisken spielen eine wichtige Rolle für eine stabile Gelenkfunktion.

Band-Erhalt oder Rekonstruktion?

In einigen Fällen kann es möglich sein, das Kreuzband mittels einer Naht und Stabilisierung entweder durch einen implantierbaren Federzylinder (Ligamys®) oder einen hochreißfesten Faden („Internal Brace“) zu erhalten. Hierfür darf die Verletzung jedoch nicht älter als 21 Tage alt sein, und der Kreuzbandstumpf sollte noch in seiner Struktur gut erhalten und nicht aufgefasert sein. Alternativ zur operativen Banderhalt kann bei erwachsenen Patienten mit nur moderatem sportlichen Anspruch eine nicht-operative Behandlung des Kreuzbandrisses mittels Orthese durchgeführt werden.

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Bei sehr sportlichen Patienten, bei ungeeignetem Kreuzbandrest (im MRT) oder bei älteren Verletzungen mit anhaltender Instabilität, empfehlen wir eher eine Ersatzrekonstruktion des vorderen Kreuzbandes. Hierfür wird aus dem Oberschenkel eine Sehne entnommen und nach entsprechender Bearbeitung unter arthroskopischer Kontrolle an Stelle des verletzten Kreuzbandes ins Kniegelenk eingezogen. Um eine optimale Stabilität zu erreichen, sollte auf eine unabhängige und nach der Anatomie orientierte Platzierung der Bohrkanäle geachtet werden.

Meniskusverletzungen werden immer mitversorgt und minimalinvasiv genäht, wenn es möglich und sinnvoll ist. Save-the-Meniscus!! Bei manchen verschleißbedingten Meniskusverletzungen macht eine Naht keinen Sinn, sodass es nötig sein kann, den erkrankten Meniskusanteil zu entfernen, um anschließende Knorpelschäden durch einklemmende Meniskusteile zu vermeiden.

Leichte bis mittelschwere Innen-Seitenbandverletzungen können meistens konservativ in der beweglichen Orthese mitbehandelt werden. Bei komplexen Band-Instabilitäten der Innenseite oder der Außenseite muss die bestehende Instabilität sehr differenziert untersucht werden, um mögliche spezielle Rekonstruktionsverfahren dieser Strukturen zu erörtern. Außen-Seitenbandverletzungen sind zwar seltener als Innenbandverletzungen, haben aber auch ein schlechteres Heilungspotential und müssen daher häufiger operativ versorgt werden.

Dynamischer X-Bein-Kollaps des Beines (links) mit hohem Verletzungspotential als Folge der anatomischen Beinachse, einer Schwäche der Hüftmuskulatur (Außenrotatoren) oder koordinativer Defizite. Bildquelle: www.stop-x.de
Dynamischer X-Bein-Kollaps des Beines (links) mit hohem Verletzungspotential als Folge der anatomischen Beinachse, einer Schwäche der Hüftmuskulatur (Außenrotatoren) oder koordinativer Defizite. Bildquelle: www.stop-x.de

Lässt sich eine Bandverletzung verhindern?

Wie bereits erwähnt, entstehen die meisten Kreuzband- und Innen-Seitenbandverletzungen beim Sport im Rahmen eines X-Bein/Innenverdreh-Traumas bei fixiertem Fuß am Boden. Insbesondere im Frauenhandball tritt diese Art von Verletzung gehäuft auf. Frauen scheinen etwas anfälliger für Innenverdrehtraumata zu sein, was auf sowohl ein häufigeres Vorkommen einer echten X-Beinstellung (Männer haben dafür häufiger O-Beine) und auf eine häufigere dynamischen X-Beinstellung zurückgeführt wird. Die dynamische X-Beinstellung beschreibt ein Einknicken des Kniegelenks in eine X-Beinstellung, z. B. beim plötzlichen Richtungswechsel oder bei der Landung nach einem Sprung.

Sensorgesteuertes Monitoring der Kniegelenksfunkiton per App. Bildquelle: Fa. Oped.
Sensorgesteuertes Monitoring der Kniegelenksfunkiton per App. Bildquelle: Fa. Oped.

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Ursächlich können muskuläre Schwächen der Hüfte (Außenrotatoren), der Oberschenkel-Streckmuskeln sowie ungünstig angewöhnte Bewegungsabläufe sein. Das Gute ist: Sowohl die Muskulatur als auch die koordinativen Abläufe lassen sich durch gezielte Übungen verbessern. So werden zum Beispiel im Präventionsprogramm „Stop-X“ der Deutschen Kniegesellschaft (www.stop-x.de) viele spezielle Übungen im Videoformat demonstriert, die in das Warm-Up vor dem Mannschaftstraining integriert werden können.

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Noch wichtiger sind diese speziellen Übungen nach stattgehabter Kreuzbandverletzung, um eine erneute Verletzung zu vermeiden – denn das Risiko ist hoch. Nach aktuellen Erkenntnissen sollte das verletzte Bein vor einer Kontaktsport-Freigabe mindestens 85 % der Kraft und der koordinativen Geschicklichkeit der gesunden Gegenseite aufweisen. Mithilfe aktueller Testbatterien (z. B. „Back-in-Action“®) und digitaler Unterstützung mittels gyroskopischer bluetoothfähiger Sensoren (z. B. „Orthelligent“®) lassen sich noch bestehende Defizite gezielt finden und mit physiotherapeutischer Unterstützung optimieren.

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