Die Kniescheibe (Patella) ist ein wichtiger Bestandteil des Kniegelenkes, da sie für eine optimale Kraftentwicklung der Oberschenkelstrecker-Muskulatur sorgt, und dies in jeder Beugestellung des Gelenkes. Damit sie nicht aus ihrem Gleitlager herausrutschen (luxieren) kann, wird sie bei den meisten Menschen ab einer leichten Beugung von 20° von der knöchernen Trochlea, einer Rinne des Oberschenkelknochens, stabilisiert. Bevor die Kniescheibe in diese Rinne eintritt, wird sie in Streckstellung des Kniegelenks vom innenseitigen Bandapparat, insbesondere dem sogenannten „medialen patellofemoralen Ligament“ – kurz MPFL – stabilisiert. Dieses Band funktioniert wie ein Anschnallgurt zwischen der Kniescheibe und der Innenseite des Oberschenkelknochens und verhindert die Luxation der Kniescheibe nach außen. Auch andere Faktoren tragen zu einer Instabilität der Kniescheibe bei, z. B. die Oberschenkelmuskulatur, eine echte oder funktionelle X-Beinstellung, eine zu weite Innenrotation der Kniegelenke oder auch ein zu weit außenseitig befindlicher Ansatz der Kniescheibensehne.

Konservative Therapie

Kommt es zum ersten Mal zu einer Verrenkung der Kniescheibe, sollte in einem MRT kontrolliert werden, ob es nicht zu operationsbedürftigen Begleitverletzungen gekommen ist – zum Beispiel ein großes abgelöstes Knorpelstück. Auch wenn es durch die Verrenkung zwangsläufig zu einem Riss des MPFL-Bandes gekommen sein muss, gibt es in vielen Fällen ein gutes Heilungspotential durch eine spezielle konservative Nachbehandlung mit einer Orthese. Je größer die Gewalteinwirkung und je weniger Veranlagung der Patient für eine Luxation hat, desto wahrscheinlicher ist der Erfolg der konservativen Therapie. Spätestens jedoch, wenn die Kniescheibe ein zweites Mal luxiert oder es sich eine behandlungspflichtige Begleitverletzung offenbart, sollte durch eine Operation die Stabilität wiederhergestellt werden. Mit jedem Ausrenken können nämlich langfristige Knorpelschäden auftreten.

Operative Therapie

Besteht die Indikation zur operativen Therapie, ist es einerseits wichtig, eine genaue Analyse etwaiger Begleitverletzungen durchzuführen. Zeigt sich ein frischer abgelöster Knorpelschaden, kann der Knorpel manchmal wieder an seinen Ursprung refixiert werden und hat bei stabiler Kniescheibe auch ein gutes Einheilungspotential.

Zur Behebung der Instabilität ist eine genaue Betrachtung der oben aufgeführten Instabilitäts-Faktoren notwendig. Frühere Operationsverfahren, wie die innenseitige Faszienraffung oder das außenseitige Lösen der Faszie („laterales Release“) haben sich leider als weniger wirksam erwiesen und sollten insbesondere bei chronischer Instabilität nicht mehr als Behandlungsoption gewählt werden. In vielen Fällen, insbesondere bei mehrmaligen Luxationen kann eine Rekonstruktion des MPFL Bandes einen „Anschnallgurt-Effekt“ bewirken, sodass die Kniescheibe bei gestrecktem Knie nicht mehr nach außenseitig luxieren kann. Hierfür favorisieren wir eine minimal-invasive Technik, bei der ein kleiner Streifen aus der Quadriceps-Sehne ohne Bohrung an der Kniescheibe vorbeigeführt wird und in einem speziellen Bereich des innenseitigen Oberschenkelknochens mit einer selbstauflösenden Schraube angeheftet wird.

In wenigen Fällen kann auch eine deutliche Abweichung der Beingeometrie die Instabilität mitbewirken. Ist ein gewisser Toleranzbereich dieser Abweichungen überschritten, müssen auch weitere Verfahren wie z. B. eine Verlagerung des Kniescheibenansatzes („Tuberositas Osteotomie“), eine Begradigung der Beinachse und -rotation am Oberschenkelknochen oder sogar eine aufwendige Neuformung der Gleitrinne der Kniescheibe je nach Ursache der Instabilität erörtert werden.

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